Stellungnahme: BesD verurteilt Entfernung von trans* aus Stonewall-Geschichte

Als Berufsverband für Sexarbeitende sehen wir mit großer Besorgnis die Entscheidung des US National Park Service, Verweise auf die trans* Community im Zusammenhang mit der Stonewall-Geschichte zu entfernen.

Konkret wurden auf der offiziellen Webseite der US-Nationalparks Hinweise auf die Rolle von trans* Menschen in den Stonewall-Aufständen gestrichen. Dies geschieht im Kontext einer politischen Linie, die trans* Identitäten zunehmend aus dem öffentlichen Diskurs verdrängen will. Diese Geschichtsrevision ist nicht nur ein Angriff auf die trans* Community, sondern auch ein Versuch, den Beitrag marginalisierter Gruppen an der LGBTQIA+-Bewegung unsichtbar zu machen. (Quelle: The Hill)

Die Stonewall-Aufstände waren ein zentraler Wendepunkt im Kampf für LGBTQIA+-Rechte. Insbesondere trans* Personen und Sexarbeitende standen an vorderster Front für Gleichberechtigung.

Am 28. Juni 1969 kam es in der Christopher Street in New York zu einem Aufstand gegen anhaltende Unterdrückung durch die Polizei. Mittendrin, sowohl an diesem Tag als auch in den darauffolgenden Jahren, war Marsha P. Johnson – eine schwarze, trans* Sexarbeiterin und Aktivistin. Das „P“ in Marshas Namen stand für „pay it no mind“ – eine Aufforderung, sie nicht aufgrund ihrer Identität, ihrer Arbeit oder ihres vermeintlichen „Andersseins“ zu verurteilen. Heute wird genau das infrage gestellt, wenn die Geschichte von Menschen wie Marsha und ihrem Beitrag zur LGBTQIA+-Bewegung aus dem öffentlichen Bewusstsein entfernt wird. Verstehen kann man den Satz als „kümmere Dich nicht drum“ – aber das tun wir!

Der Aufstand entfachte sich an der anhaltenden sozialen und polizeilichen Unterdrückung der Zeit.

Auch 55 Jahre später wären Marsha P. Johnson und viele andere noch immer Teil einer der am meisten unterdrückten Menschengruppen weltweit.

Statt „politisch unbequem“ sprechen wir von „politisch unerwünscht“. Es geht um die Existenz von Menschen, die einfach nur leben wollen – das Problem ist jedoch ein politisches System, das Vielfalt unterdrücken will.

Nur durch Entkriminalisierung, Aufklärungsarbeit und solidarisches Handeln kann Stigma abgebaut werden. Jede Person in unserer Gesellschaft kann im Alltag dazu beitragen, dass Menschen wie Marsha, Menschen wie Du und ich, weniger Stigma und Gewalt erfahren.

Das bewusste Entfernen dieser historischen Referenzen ist ein alarmierendes Signal.

Es beginnt oft damit, dass Menschen aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden – und wir wissen aus der Geschichte, wohin das führen kann. Gerade in Deutschland, wo „Nie wieder“ ein zentrales Versprechen unserer Geschichte ist, dürfen wir nicht schweigen, wenn Geschichte umgeschrieben und marginalisierte Gruppen unsichtbar gemacht werden.

„Nie wieder ist jetzt“ – auch und gerade, wenn es um die Rechte und die Geschichte von trans* Personen und Sexarbeitenden geht. Als Verband, der viele trans* Kolleg*innen in seinen Reihen hat, sehen wir es als unsere Pflicht, gegen diese Form der Geschichtsrevision Stellung zu beziehen.

Wir fordern Respekt und Anerkennung für die Rolle, die trans* Personen und Sexarbeitende in der LGBTQIA+-Bewegung gespielt haben und weiterhin spielen.

Geschichte darf nicht nachträglich bereinigt werden, um politisch unerwünschte Wahrheiten zu verdrängen.

Moralpolitik und Diskriminierung abzulehnen und füreinander einzustehen, wenn es darauf ankommt – genau das ist jetzt wichtig!

Wir möchten in diesem Zusammenhang auch auf die Unterschriftenaktion der Initiative „Sowienoch“ zur Förderung der trans* Gesundheit hinweisen. Sie fordert, die Gesundheitsversorgung für trans* Menschen im Gesundheitswesen zu belassen, anstatt sie politisch zu instrumentalisieren.

Wir unterstützen das ausdrücklich – mach auch Du mit!

*

Bild: Stonewall Inn 2026 von Rhododendrites via WikiCommons