Debatte um Reform des Prostitutionsgesetzes – Fadenscheinige Argumentation der BILD-Zeitung

„Berlin – Prostituierte ist in Deutschland ein Beruf wie jeder andere – zumindest laut Gesetz. Die Realität sieht jedoch anders aus, die Zustände im Milieu sind teils katastrophal. Deutschland diskutiert: Brauchen wir eine Reform des 2002 in Kraft getretenen Prostitutionsgesetzes?
Sehr ausführliche nimmt die BILD-Zeitung Stellung zu allen gängigen Vorurteilen und betätigt alle…“
So schreibt die Bild-Zeitung in folgendem Artikel:
http://www.bild.de/news/inland/prostituierte/kajsa-ekis-ekman-gegen-prostitution-30585496.bild.html

Kurze Statements von uns dazu:

Johanna Weber, 45, Sexarbeiterin aus Hamburg/Berlin

„Ein Verbot von Prostitution führt nicht dazu, dass diese nicht mehr stattfindet. Die Arbeitsbedingungen der Frauen verschlechtern sich, denn sie werden in die Illegalität getrieben und sind somit schutzloser und willkürlicher den Kunden ausgeliefert. Es ist ein Irrtum, dass mit einer Illegalisierung plötzlich alle Sexdienstleister/innen einen anderen Beruf ergreifen.“

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Undine, Sexarbeiterin aus Hamburg mit 20 Jahren Berufserfahrung

„Pro Jahr gibt es laut BKA ein paar hundert Fälle von sexueller Ausbeutung in Deutschland – alle anderen Behauptungen sind Panikmache. Mehrere 100 000 von uns arbeiten freiwillig. Man muss den Opfern doch auch helfen können, ohne uns alle in die Illegalität zu treiben!“

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Katharina, Domina aus Hamburg

„Bezogen auf unsere Branche, werden gerne völlig irreale Vergleiche aufgestellt. Laut diesen Vergleichen müsste man prophylaktisch alle Schulen schließen, um gegen Amokläufe vorzubeugen.“

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Annainga, Sexarbeiterin aus NRW

„Sexarbeit ist eine Dienstleistung, die von vielen Sexarbeiterinnen gerne und professionell ausgeübt wird. Unsere Tätigkeit steht unter dem Schutz der freien Berufswahl. Wenn das nicht mehr der Fall ist, müsste ich illegal arbeiten.“

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Lisa (56), Sexualbegleiterin und Tantramasseurin

Auch mich würde ein Verbot treffen! Und ich mache meine Arbeit mit Herz und Freude!
Verbot reizen zum Hintergehen…Klare Gesetzliche Verbesserungen zur Anerkennung unserer Arbeit sollten her!

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Theresa, Bordell-Prostituierte, Berlin:

„Menschenhandel ist kein Problem der Legalität von Prostitution, sondern von Armut und restriktiven Migrationsgesetzen – darüber will aber keiner reden. Stattdessen wird populistisch ein Prostitutionsverbot gefordert, das weder Opfern von Menschenhandel noch Sexarbeiter_innen hilft. Sexarbeiter_innen brauchen Rechte und gute Arbeitsbedingungen, keine Zwangsrettung!“

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Tanja_Regensburg, 51 Escort und Sexdienstleisterin

Ein Verbot von Prostitution löst nicht die Probleme der Armutsmigration.
Die schweigende Mehrheit der selbstbestimmten SexdienstleisterInnen arbeitet diskret und „unsichtbar“.
Ein Verbot würde uns  und unsere Kunden in die Illegalität drängen, und damit recht- und schutzlos der Willkür von Kunden und Behörden ausliefern. Nur Rechte schützen uns davor, Verbote bedeuten erhöhte Gefahr!“

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Melanie, Escortdame aus NRW

„Das Verhältnis zwischen Prostitution und Zwangsprostitution/Menschenhandel ist genauso wenig gleich zu setzen wie Sex und Vergewaltigungen! Das eine geschieht freiwillig und selbstbestimmt und sollte durch Rechte und Aufklärung gestärkt werden. Das andere ist eine Straftat, die verfolgt und bestraft werden muss.“

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Romy, Sexarbeiterin aus Hamburg Nürnberg

„Frau Wilewski, auch wenn Sie es sich nicht vorstellen können: Die meisten Sex-DienstleisterInnen in D arbeiten in diesem Beruf, weil sie es wollen. Ich liebe meinen Job, er tut mir gut, ich bin froh, daß ihn gefunden habe! Ich verweigere mich einer „Zwangsrettung“ durch Menschen, die mir ihre Moral aufdoktrinieren wollen! Ich kenne viele Kolleginnen in allen Segmenten des Gewerbes, die das genauso sehen. Sie als Außenstehende können das NICHT beurteilen, Sie konstruieren anstatt dessen aus tragischen Einzel-Schicksalen eine generelle Aussage und sehen letztendlich nur das, was Sie sehen wollen. Mit einer Illegalisierung entrechten Sie mich in meiner Berufsausübung und gefährden meine Sicherheit. Nur eine konsequente Anerkennung meines Berufes und der gesetzlich verankerte Schutz der Rechte von Sexworkern bildet den Rahmen dafür, daß wirklich ALLE meine KollegInnen ihrer Tätigkeit in Würde und Freiheit nachgehen können!

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Catherine, 39 Escort und Sexdienstleisterin

„Das wichtigste und höchste Gut, ist die Freiheit des Einzelnen und dazu gehören auch wir als Prostituierte. Hier wird aber jetzt schon eindeutig überreguliert! Sperrbezirk, Kondom-Pflicht (Bayern), Baurecht, Strafrecht, chaotische Gewerbe- und Steuerregelungen und auch noch ein Werbeverbot kommt dazu.
Wer nicht nur ein Lippenbekenntnis machen will und nicht zu die allgemeine ethisch-geprägten und sehr lukrativen Rettungsindustrie gehören will, fragt uns wie es aussieht. Die Allgemeinheit darf überall in Deutschland ihre Lebensunterhalt bestreiten, wir aber nicht. Wir verlangen von einer Gesellschaft, einfach nur die gleichen Menschenrechte.“