Selbstbestimmte Arbeit oder erzwungene Plackerei: So freiwillig ist Sexarbeit wirklich
„Machst du das eigentlich freiwillig?
Also… kann man so etwas überhaupt selbstbestimmt tun?“
Von Prostitution wird erwartet, was kein anderer Job leisten kann: zwanglos und selbstbestimmt zu sein.
Bei keinem Job wird die Frage nach der Freiwilligkeit so hitzig diskutiert wie bei der Sexarbeit. Sie ist die Gretchenfrage der Prostitution. Sie begleitet so ziemlich jede Debatte darüber. Bezahlter Missbrauch, klagen die einen. Alles picobello und freiwillig, entgegnen die anderen. Die Logik dahinter: Es kann nur erlaubt sein, was komplett selbstbestimmt ist. Und was erzwungen ist, gehört schleunigst verboten. Doch so einfach ist es nicht. Denn je genauer wir uns die Sache anschauen, desto verästelter und verworrener wird sie.
Die Freiwilligkeitsdebatte ist eine Falle.
Schon die Frage ist falsch gestellt. Wenn es darum geht, die Lebensbedingungen von Sexarbeitenden zu verbessern, hilft sie uns kaum weiter. Außerdem gerät in den Debatten auch inhaltlich einiges durcheinander. Denn es gibt (mindestens) vier Formen von Zwang, die die Debatte um Prostitution prägen. Lasst sie uns der Reihe nach durchgehen.
Behauptung 1: “Prostitution = Menschenhandel”
Reden wir zuerst über die offensichtlichste Form des Zwangs, den Menschenhandel. Es ist wahr: Menschen aus armen Ländern werden unter falschen Versprechungen in Industrienationen verschleppt, wo sie dann unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten — auch in Deutschland.
Mit einvernehmlicher Sexarbeit hat das nichts zu tun. Hier geht es um Gewalt und organisierte Kriminalität.
Zoll und Polizei verfolgen den Menschenhandel bereits heute als Straftat. Die Fälle finden sich übrigens nicht nur im Rotlichtmilieu, sondern beispielsweise auch in der Landwirtschaft, auf dem Bau oder in der Kosmetikbranche. Niemand würde deswegen auf die Idee kommen, sämtliche Baustellen oder Nagelstudios zu schließen — oder deren Kund:innen zu bestrafen. Fakt ist: Ein Prostitutionsverbot hilft im Kampf gegen den Menschenhandel kein bisschen weiter, ganz im Gegenteil. Um Zwangsarbeit effektiv aufdecken und verfolgen zu können, ist es wichtig, dass Prostitution offen abläuft und nicht in die Illegalität abgedrängt wird.
Ein Prostitutionsverbot hilft im Kampf gegen den Menschenhandel nicht weiter.
Wer über Menschenhandel spricht, darf von Rassismus nicht schweigen. Schließlich sind es strukturelle Ursachen, die das Problem überhaupt erst ermöglichen: das globale Wohlstandsgefälle und die Grenzregimes der Industrieländer. Viele Migrant:innen machen sich auf den Weg in reichere Länder, um einer existenzbedrohenden Armut zu entkommen. In die Fänge der Menschenschmuggler geraten sie auch deshalb, weil es an legalen Routen mangelt. Ein isolierter Vorstoß gegen den Menschenhandel wird dieses Grundübel nicht lösen.
Das zeigt sich am Beispiel Großbritannien: Dort haben Behörden 2018 über 500 Menschenhandelsopfer nach ihrer Befreiung in Lager interniert und abgeschoben. Bei staatlichen Vorstößen gegen den Menschenhandel sollten wir uns stets fragen, in welche Verhältnisse die Betroffenen da “hineingerettet” werden.
Was nach einem Kampf gegen Menschenhandel aussieht, ist tatsächlich oft ein Kampf gegen Migrant:innen.
Auf die Migrationsfrage haben auch die Gegner:innen der Prostitution keine gute Antwort. Einige von ihnen bedienen sich sogar selbst einer rassistischen Rhetorik. Wie man den migrantischen Prostituieren helfen könnte, die oft nicht mal ein Dach über dem Kopf hätten? “Die sollen gar nicht erst kommen”, entgegnete die Aktivistin Sabine Constabel 2017 bei einer Diskussionsrunde.
Einen völlig anderen Ansatz haben nicht-staatliche Initiativen, die sich gegen Menschenhandel engagieren, beispielsweise Ban Ying. Die Beratungsstelle setzt sich seit Jahrzehnten für die Betroffenen ein — und wehrt sich gegen die Idee, ein Sexkaufverbot könnte deren Situation in irgendeiner Weise verbessern. Stattdessen betont Ban Ying: Jeder Mensch hat das Recht, zu migrieren — und verdient kostenfreie und niedrigschwellige Unterstützung, wenn es darum geht, der Ausbeutung zu entkommen.
Viele Anti-Prostitutions-Kampagnen ziehen bewusst keine klare Grenze zwischen Menschenhandel und Sexarbeit.
Unter dem Deckmantel des Kampfs gegen den Menschenhandel versuchen sie, auch die einvernehmliche Prostitution zurück zu drängen. Die Folgen können fatal sein. Paradebeispiel ist das SESTA/FOSTA-Gesetzpaket, das der US-Kongress 2018 verabschiedete. Vorgeblich sollte es den Menschenhandel eindämmen. Dazu sollten Websites stärker für die Inhalte ihrer User haften und für illegale Handlungen auf ihren Portalen zur Rechenschaft gezogen werden. Dienste wie Reddit oder Skype änderten daraufhin ihre Regeln und verbannten Sexarbeitende von ihren Servern. Der Kleinanzeigendienst Backpage, den viele Escorts zur Kundengewinnung nutzten, musste gar komplett schließen. Nur: gegen Menschenhandel hilft SESTA/FOSTA keineswegs. Stattdessen treibt das Gesetz viele Sexarbeitende in riskantere Arbeitsumfelder und gefährdet so die Existenzen von Sexarbeitenden — auch außerhalb der USA.
Behauptung 2: “Prostituierte sind Traumaopfer”
Oft geht es in der Debatte aber um eine andere Form von Unfreiwilligkeit — nämlich um innere Zwänge. Viele Prostituierte hätten in ihrer Kindheit sexualisierte Gewalt erfahren oder würden an psychischen Störungen leiden, wird häufig beklagt. Niemand weiß, wie hoch die Zahlen tatsächlich sind. „Über 90 Prozent“ heißt es oft — belastbare Quellen dafür gibt es keine.
Aber selbst wenn es so sein sollte: Was genau folgt daraus eigentlich? Dass man ihnen ihre Selbstbestimmung absprechen darf? Dass ihre Stimme nicht gehört werden muss, weil stets nur der Täter aus ihnen spricht? Dass man ihnen einreden kann, sie würden sich schaden, ohne es selbst zu wissen? Dass man küchenpsychologische Spekulationen auf ihnen abladen, von “re-inszeniertem Trauma” faseln darf? Dass man ihren Beruf entrechten, stigmatisieren und gefährlicher machen darf — wie unter dem „Nordischen Modell“ in anderen Ländern bereits geschehen?
Auch Menschen mit traumatischen Erfahrungen können selbstbestimmt handeln.
Es ist übrigens kein Zufall, dass Rotlicht und Psychiatrie so häufig vermengt werden. Über den Lauf der Geschichte wurden Huren immer wieder für geisteskrank erklärt, in Karteien erfasst oder in Anstalten gesperrt. Sexarbeitende und Menschen mit psychischen Störungen eint ihr soziales Stigma. Für beide gilt, dass mehr über sie als mit ihnen geredet wird. Ihnen wird oft abgesprochen, eigenständig handelnde Subjekte zu sein. Andere behaupten, besser über sie Bescheid zu wissen als sie selbst. Personen als verrückt abzustempeln, ist eine beliebte Technik, um sie als fremdbestimmt zu brandmarken — also als Menschen, die nicht wissen, was sie tun, deren Stimme man getrost übergehen kann.
Auf diese Weise stigmatisiert man Prostitution und psychisches Leid gleichermaßen.
Ein Drittel aller Deutschen litt in den vergangenen 12 Monaten an mindestens einer psychischen Erkrankung. Armut ist ein Risikofaktor. In einem häufig prekären Sektor wie der Prostitution dürften also tatsächlich viele Menschen ein Trauma durchlebt haben oder unter psychischen Problemen leiden. Wer ihnen wirklich helfen will, muss aber zuerst aufhören, sie zu bevormunden — und anfangen, ihnen zuzuhören. Sie fragen, was sie wirklich brauchen. Ihre Rechte stärken. Ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Hilfsangebote ausbauen.
Übrigens: Auch in anderen Berufsfeldern ist die Rate an Menschen mit psychischen Erkrankungen alarmierend hoch.
Das betrifft selbst ökonomisch bessergestellte Jobs — beispielsweise im Schulwesen. Rund 30 Prozent aller Lehrkräfte sind von Burnout und psychischen Erkrankungen bedroht, heißt es in einem Gutachten des Aktionsrates Bildung. Psychische Erkrankungen sind für einen großen Teil der vielen Frühpensionierungen verantwortlich. Dennoch würde niemand ernsthaft fordern, Schulen zu schließen oder das Erziehungswesen abzuschaffen.
Behauptung 3: “Es ist bezahlter Missbrauch”
Hier noch eine dritte Variante des Unfreiwilligkeits-Vorwurfs: Manche behaupten, Prostitution sei stets Vergewaltigung gegen Entgelt. Es sei Zwang, weil sich Kunden ja beliebig an einer Prostituierten ausleben dürften. Das ist Unsinn. Eine Sexarbeiterin gibt ihre körperliche Selbstbestimmung nicht an der Türschwelle ab. Auch bei einem bezahlten Date ist klar geregelt, was geht und was nicht. Die Behauptung vom „Stück Fleisch“, mit dem man gegen Geld alles machen kann, ist ein entwürdigender Mythos.
Prostitution bedeutet nicht, die sexuelle Selbstbestimmung an der Türschwelle abzugeben.
Das Gegenteil ist der Fall. Auch im niedrigpreisigen Bereich ist klar geregelt, was beim Sex erlaubt ist und was nicht. Beispiel: Blasen nur mit Gummi, Anal nein, Küssen nur bei Sympathie. Die Grenzen und Tabus sind bei bezahlten Sextreffen viel strenger gezogen als bei einem durchschnittlichen Tinder-Date. Das heißt nicht, dass es nicht trotzdem zu Grenzübertretungen kommt, zu Übergriffen und sexualisierter Gewalt.
Um möglichst sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen, ist es unverzichtbar, dass die Arbeit in einem legalen Rahmen stattfindet.
So können die Betroffenen am besten ihre eigenen Grenzen einfordern, Risiken minimieren, Gewalttaten anzeigen. Sexarbeitende haben mit den Jahren raffinierte Techniken entwickelt, um ihre eigene Arbeit sicherer zu gestalten. Doch ein Sexkaufverbot erschwert es ihnen, diese Methoden auch anzuwenden:
- Kunden “screenen”, also deren persönlichen Daten vor der Buchung abfragen?
Dazu ist bei angedrohter Freierbestrafung kaum noch ein Kunde bereit. - “Bad Clients”-Listen, mit denen sich Sexarbeitende gegenseitig vor gefährlichen Kunden warnen?
Sind kaum noch möglich, wenn die Infrastruktur der Sexarbeitenden zerschlagen wird. - Hygienische und relativ sichere Arbeitsplätze?
Verschwinden, wenn die Förderung der Prostitution zum Strafbestand erklärt wird. Einige schwedische Hotels trainieren bereits ihre Belegschaft darauf, Prostituierte “aufzuspüren”. - Check-ins mit Kolleginnen bei potenziell riskanten Dates, nach dem Motto: “Ich fahre jetzt zu dieser Adresse und rufe dich bis 22 Uhr zurück”?
Solche Allianzen können im schlimmsten Fall als wechselseitige Zuhälterei ausgelegt werden, so etwa in der irischen Fassung des Sexkaufverbots.
Anders gesagt: Viele Sexworker sind tatsächlich einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, Opfer von Gewalttaten zu werden. Mit einem Sexkaufverbot verschwinden diese Zwänge aber nicht — ganz im Gegenteil, sie werden sogar mehr.
Verbote sind hier nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.
Je mehr Kriminalisierung, desto weniger Möglichkeiten zur Risikoreduktion, desto mehr Übergriffe. Wenn plötzlich jedes Sexwork-Date als “bezahlter Missbrauch” gilt, erschwert das den Arbeitenden, die wirklichen Gewalttaten abzuwehren oder anzuzeigen.
Behauptung 4: “Armut zwingt sie auf den Strich”
Schlussendlich gibt es da noch eine vierte Quelle von Unfreiwilligkeit — nämlich den ökonomischen, den strukturellen Zwang. „Kein Kind träumt davon, später einmal Hure zu werden“, heißt es oft. In vielen Fällen mag das stimmen. Bei Sexarbeit geht es eher selten um berufliche Erfüllung. Viele tun es (was ihnen perfiderweise von gekränkten Männern gern vorgehalten wird) vor allem des Geldes wegen. Na und? Die Mär von der Selbstverwirklichung durch Lohnarbeit ist ohnehin ein neoliberaler Mythos. Wer hat schon als Kind davon geträumt, ein Dasein als Verwaltungsfachangestellte, Putzkraft oder Versicherungsmaklerin zu fristen?
Die meisten Sexworker tun es des Geldes wegen — wie in jedem anderen Job auch.
Auch jenseits der Sexarbeit gilt: Es ist der wirtschaftliche Zwang, der uns dazu treibt, Jobs zu verrichten, die wir unbezahlt kaum tun würden. Man muss das nicht gut finden. Man sollte es aber auch nicht denjenigen anlasten, die das alles auszubaden haben. Ein Dach überm Kopf, ein Döner im Magen und ab und zu ins Kino: Das alles kostet. Wer nicht gerade geerbt oder im Lotto gewonnen hat, wird diesem Diktat nicht so einfach entkommen — egal in welchem Job.
Wir können diese Gesellschaftsordnung kritisieren, bekämpfen, für eine andere Welt auf die Barrikaden steigen. Gleichzeitig müssen wir aber auch die bestehenden Realitäten anerkennen.
Insofern: Natürlich ist Sexarbeit nicht in dem Sinne freiwillig, wie wir uns an der Eistheke zwischen Himbeer und Salzkaramell entscheiden. Doch welche Arbeit ist das schon? Prostitution operiert in einem gesellschaftlichen Spannungsfeld, in dem zahlreiche Zwänge aufeinanderprallen, allen voran die Pflicht zum Geldverdienen. Deswegen halte ich es für eine schlechte Idee, Sexarbeit als fröhlich-unbekümmerte Form der Selbstverwirklichung abzufeiern.
Andererseits: Auch Sexarbeit ermöglicht es Menschen, sich in einer von Zwängen durchzogenen Welt ein bisschen Handlungsmacht zurück zu erobern.
Sofort Cash auf die Hand, und das ohne Berufsausbildung oder größere Investitionen — in welcher anderen Branche geht das bitteschön? Sicher, der Preis dafür ist hoch: Stigma, Risiko, anstrengende Kunden. Es gibt gute Gründe, kein Sexworker zu werden. Es gibt aber auch gute Gründe dafür. Die Wahl sei jedem selbst überlassen. Natürlich ist der Entscheidungskorridor für manche viel schmaler bemessen als für andere.
Armut, rassistische oder sexistische Marginalisierung, fehlende Papiere — all das schränkt die persönliche Wahlfreiheit drastisch ein.
“Je ärmer du bist in der Sexarbeit, desto weniger kannst du dir deine Kunden aussuchen”, erklärt die britische Bloggerin Grace Sumner, die früher auf dem Straßenstrich arbeitete. Gleichzeitig betont sie: “Sexarbeit ist eine Entscheidung, selbst wenn die Umstände desolat sind.” Es muss darum gehen, Armut zu bekämpfen — und nicht deren Folgeerscheinungen. Denn ein Sexkaufverbot würde die Wahlmöglichkeiten gerade für die Ärmsten der Armen nur noch weiter beschränken.
“Wenn du sie retten willst, solltest du sie direkt für deine Organisation arbeiten lassen”, schreibt Sumner. “Wenn du nicht dazu bereit bist, obdachlose Drogenabhängige einzustellen oder ihre gesamten Lebenshaltungskosten zu zahlen, solltest du auch nicht ihre Überlebensstrategien behindern.” Prostituierte haben den Kapitalismus weder erfunden, noch befördern sie ihn.
Wie die meisten Menschen versuchen sie, unter den gegebenen Verhältnissen durchzukommen, so gut es eben geht. Jede Arbeit hat ihre ganz eigenen Vorzüge und Ärgernisse.
Natürlich gibt es in der Prostitution Ausbeutung, ökonomischen Zwang und problematische Machtverhältnisse. Doch wenn wir diese Kritik konsequent auf andere Branchen anwenden, müssten wir gleich den ganzen Kapitalismus abschaffen. Wer den dringend notwendigen Protest gegen unsere Wirtschaftsordnung allein auf das Feld der Prostitution beschränkt und das Leid in anderen Arbeitsfeldern ignoriert, der betreibt verkürzte Kapitalismuskritik — und muss sich vorwerfen lassen, dass es ihm oder ihr eigentlich um etwas ganz anderes geht.
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Gegenwärtig tobt wieder mal ein Streit um die Legitimität von Sexarbeit.
16 Bundestagsabgeordnete forderten im Mai 2020, der Sexkauf sollte auch nach Ende der Coronakrise verboten bleiben. Daraufhin entbrannte eine Debatte, durch die sich eine unsinnige Zweiteilung zog: selbstbestimmte Sexworker auf der einen Seite, rettungspflichtige Elendsprostituierte auf der anderen. Die Diskussion bringt Sexarbeitende in eine unmögliche Lage:
Sagen sie, sie tun es unfreiwillig, müssen sie als lebendes Argument für ein Sexkaufverbot herhalten.
Sagen sie hingegen, sie arbeiten freiwillig, gelten sie als privilegiert und sollten bitteschön die Klappe halten.
Das versperrt den Blick darauf, dass letztlich alle Sexworker (jenseits aller sonstigen Zumutungen) von ein und demselben Stigma betroffen sind, das ihre Handlungsfreiheit dramatisch einschränkt. Ein Sexkaufverbot würde ihre Marginalisierung nur noch befördern — und ihren Handlungsraum weiter beschneiden.
Gegner:innen der Prostitution können sich partout nicht vorstellen, dass jemand “so etwas” freiwillig tut.
Ich habe den Eindruck, viele Gegner:innen können sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendein Mensch “so etwas” auch noch freiwillig tut. Deswegen werfen sie gern mit wilden Behauptungen um sich, was an der Arbeit erzwungen sein könnte. So richtig sauer werden sie aber dann, wenn sie nichts dergleichen finden können. Wenn Sexarbeitende nicht in das für sie vorgesehene Opfer-Klischee passen wollen, sondern trotz aller äußeren Zwänge stolz für ihre Arbeit einstehen, ziehen sie schnell persönliche Attacken auf sich.
Die Sexarbeiterin Sadie Lune bringt es deswegen auf den Punkt, wenn sie sagt:
“Hör auf, mich zu bestrafen, weil du dir nicht vorstellen kannst, ich zu sein!”
Dieser Text stammt von dem Sexarbeiter, Filmemacher und Journalisten Theo Meow und wurde zuerst auf medium.com veröffentlicht.
Danke für diesen differenzierten Einblick in diese komplexe Welt. Ich glaube, kaum jemand weiß mehr über Menschen als SexarbeiterInnen.
Mehr kann ich kaum dazu sagen, weil ich bei jedem Satz Angst habe, Klischees zu bedienen, und ich möchte nicht reden, sondern zuhören. Danke also nochmal für den Artikel!