Antworten zu Diskriminierungsvorwürfen gegen den BesD
Was sagt der BesD zu den Vorwürfen der Diskriminierung?
Die aktuellen Vorwürfe der Diskriminierung entstammen nicht der Befürwortung oder Ablehnung von Antidiskriminierung, sondern vielmehr von unterschiedlichen Vorstellungen darüber, welche Formen des Aktivismus für die Bekämpfung von Diskriminierungen geeignet und praktikabel sind.
Ein interner Konflikt kulminierte kürzlich in dem öffentlichen Austrittsschreiben der im letzten Jahr gegründeten internen Arbeitsgruppe „Antidiskriminierung und Awareness“. Die gewählte Herangehensweise in der Anti-Rassismus-Arbeit und Anti-Diskriminierungs-Arbeit dieser Gruppe beruhte auf einer mittlerweile in den Medien sehr präsenten Form des linksidentitären Aktivismus, dessen Einfluss größtenteils aus der USA stammt und dessen Ansätze in linken und linksliberalen Kreisen stark umstritten sind.
Wir bedauern die Eskalation des Konflikts und wünschen uns, dass die zum Teil sehr engagierten Aktivist:innen die nun den BesD verlassen haben, sich ebenfalls weiter für die Rechte von Sexarbeiter:innen einsetzen werden. Sollte sich in diesem Zuge oder in Zukunft eine neue Organisation zusammenfinden, die sich für die Rechte von Sexarbeiter:innen einsetzt, unterstützen wir dies von ganzem Herzen. Unterschiedliche Sichtweisen oder Herangehensweisen halten uns nicht davon ab, alle Mitstreiter:innen im Kampf um die Rechte von Sexarbeiter:innen zu begrüßen.
Welche Maßnahmen ergreift der BesD aktuell, um marginalisierte Sexarbeiter:innen in seiner Arbeit zu zentrieren?
Die Auseinandersetzung mit Stigmatisierung und Marginalisierung, die sich unter anderem besonders heftig in gesellschaftlicher Ausgrenzung von Sexarbeiter:innen und in sexarbeitsfeindlichen Gesetzen wie dem ProstituiertenSchutzGesetz zeigen, ist für uns als Berufsverband seit unserer Gründung ein Schlüsselthema. Der BesD ist in erster Linie ein Berufsverband. Als solcher setzen wir uns lösungsorientiert und konstruktiv für die Rechte von Sexarbeitenden und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. Um die Auswirkungen der Corona-Situation für die besonders schlimm betroffenen Kolleg*innen zu mildern, gründete der Berufsverband den Nothilfe Fonds. Dieser soll, auch unabhängig von der Pandemie, insbesondere jene Sexarbeiter:innen zu stärken, die auf niedrigschwellige Unterstützung angewiesen sind und keine Hilfe durch staatliche Maßnahmen erhalten.
Aktuell bemühen wir uns um die Förderung eines Projektes, welches Ansprechpartner:innen für nicht-deutschsprachige Communities von Sexarbeiter:innen bietet.
In der zweiten Jahreshälfte werden wir im Zuge der Mitgliederversammlung außerdem intensiv über das Thema des internen Umgangs mit Diskriminierung beraten und die Vorschläge mit allen Mitgliedern diskutieren und praxistauglich ausarbeiten.
Sind auch nach der Stellungnahme gegen Querdenken vom Januar 2021 Querdenker:innen im BesD Mitglied?
Beim BesD handelt es sich um einen Berufsverband und keine Partei – unsere Mitglieder finden sich unter dem gemeinsamen Nenner der Sexarbeit zusammen. Eine Prüfung von Parteibüchern, individuellen Weltanschauungen, oder persönlichen Überzeugungen unserer Mitglieder findet nicht statt, da die Sammlung solcher Informationen für einen Interessensverband dieser Art nicht angemessen ist. Die Frage, ob unter unseren Mitgliedern Menschen sind, die der sogenannten Querdenken-Bewegung angehören oder mit dieser sympathisieren, können wir als Berufsverband nicht beantworten. Jedoch sind uns Strömungen dieser Art nicht bekannt, sind auch nicht in der internen Arbeit des BesD zu erkennen und haben somit keinen Einfluss auf die Ausrichtung des Verbands.
Nehmen Menschen, die der Querdenken-Bewegung angehören, Schlüsselrollen im BesD ein?
Bisher kam es zu einem einzigen Vorfall, in dem Mitglieder an der Vorstand herantraten um Vorwürfe gegen ein Mitglied zu prüfen. Dieses besetzte keine Schlüsselrolle im BesD, war also weder als Beirat noch als Vorstandsmitglied, noch als Mitarbeiter:in tätig. Die Vorwürfe bezogen sich auf die öffentlich immer sichtbarer werdende Rolle des Mitglieds in der sogenannten „Querdenken-Bewegung“. Dem Mitglied wurde eine Gelegenheit zur schriftlichen oder persönlichen Stellungnahme gegeben, kam diesem aber mit einem Austritt aus dem Verband zuvor. Als Gesamtorganisation und in unserer Kommunikation haben wir den Standpunkt des BesD seit Beginn der Pandemie und zuletzt in einer Stellungnahme zur Querdenken-Bewegung mehr als deutlich gemacht.
Inwiefern grenzt sich der BesD gegen rechte Personen und Positionen ab?
Der BesD ist auf die Stärkung der Rechte einer von traditionellen und konservativen Positionen im Allgemeinen eher abgelehnten und generell marginalisierten Berufsgruppe fokussiert und lässt sich daher, bei Bedarf, eher dem linken politischen Spektrum zuordnen. Unsere Positionen und Forderungen finden sich sowohl auf unserer Homepage als auch in unseren Beiträgen wieder und zeugen von einer klaren Abgrenzung von politisch rechten Positionen.
In der Sexarbeit arbeiten besonders viele vulnerable und mehrfachdiskriminierte Menschen – eine Mehrzahl hat keine Möglichkeit sich öffentlich zu outen, öffentlich für ihre Rechte zu kämpfen, oder sich überhaupt mit Politik zu beschäftigen, ein Umstand der ein wesentlicher Beweggrund für die Gründung des Berufsverbands war. Als Berufsverband für Sexarbeiter:innen lehnen wir die Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen in der Sexarbeit entschieden ab.
Der BesD setzt sich als Berufsverband für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiter:innen in Deutschland ein – egal welcher Nationalität, welcher Hautfarbe, welcher Religion, welcher sexuellen Orientierung oder welchen Geschlechts sie angehören; und egal welchen schulischen, sozialen oder kulturellen Hintergrund sie haben.
Wir kämpfen für die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Menschen in der Sexarbeit mit Menschen in anderen Berufen. Mit unserer politischen und medialen Arbeit wollen wir positive Veränderungen und Reformen innerhalb des Systems anstoßen, die allen Sexarbeiter:innen zu Gute kommen und nützen.