Empfehlungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Sicherheit von Sexarbeiter*innen am Straßenstrich
Nicole Schulze ist seit zwanzig Jahren als Sexarbeiterin tätig und arbeitet im Bereich Straßenstrich und Wohnwagen. Als Beirätin der AG Straßen-Sexarbeit und BesD-Vorständin setzt sie sich für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsumstände von Sexarbeitenden – insbesondere auf Straßenstrichen – ein. Aufgrund ihrer eigenen Arbeit und ihrer intensiven Beschäftigung mit dem Thema kennt Nicole Schulze positive wie negative Seiten des Arbeitsplatz Straße.
Schon wenige praktische Verbesserungen können wesentlich dazu beitragen, die Sicherheit und die Lebensqualität von am Straßenstrich tätigen Sexarbeiter*innen zu steigern.
Die Mitarbeiter*innen vom Frauentreff Olga aus der Kurfürstenstraße Berlin, von freiRaum aus Essen, subway aus Berlin, die GSSG und eine Vertrauenspolizistin, die über 17 Jahre auf dem Geestemünder Straßenstrich im Dienst war, sind der Ansicht, dass Nicole Schulze in den folgenden Punkten auch ihrer Arbeitserfahrung nach die wichtigsten Anforderungen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen aufzählt:
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Ausreichende Beleuchtung, Parkmöglichkeiten
„Eine gut beleuchtete Straße hilft mir dabei, meine Kunden gut zu sehen. So kann ich schneller und besser entscheiden, wie gepflegt er ist, ob er mir sympathisch ist, usw. Wenn es viele Parkmöglichkeiten gibt, hilft mir das sehr dabei, das Anbahnungsgespräch in Ruhe führen zu können. Auch das gibt mir wieder mehr Zeit, mir ein Bild von meinem Kunden zu machen und eine richtige Entscheidung zu treffen.„
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Geschwindigkeitsbegrenzung und Einbahnstraße
„So kann ich immer in einer Richtung sehen, wer auf mich zukommt. Kennzeichen lesen und erkennen zu können ist bei der Arbeit auf der Straße auch wichtig, vor allem wenn Kolleginnen zusammenarbeiten und sich so gegenseitig ein wenig schützen können.„
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Waschmöglichkeiten, Toiletten, Mülleimer
„Mülleimer sind gut, damit ich Abfälle direkt entsorgen kann. Niemand geht gerne ins Gebüsch, eine ordentliche Toilette wäre mir sehr wichtig. Für meine persönliche Hygiene wünsche ich mir ein Duschgelegenheit, wo ich mich nach dem Verkehr waschen kann. Das tut nicht nur meinem Körper gut, sondern auch meiner Psyche, weil ich mich danach wieder frisch fühle.„
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Sitzmöglichkeiten
„Es wäre schön wenn uns ermöglicht wird, uns auch während der Arbeitszeit mal zu setzen.„
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Rückzugsorte
„Einen Rückzugsort zu haben ist sehr wichtig. Dort kann ich Erlebtes verarbeiten oder auch nur einen Tee trinken und in Austausch mit Kolleginnen kommen. Einfach Abschalten für einen Moment. Am besten direkt vor Ort und dann auch am besten ein Wohlfühl-Raum. Der hell ist und mir Sicherheit bietet und Schutz. Anonymität ist dabei sehr wichtig und sollte nicht nur bei den Kunden groß geschrieben werden sondern auch bei den Sexarbeitern.„
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Verrichtungs-Orte
„Wir brauchen Plätze wo wir sicher arbeiten können. Garagen oder Boxen mit einem Not-Knopf. In Stadtgebieten mehr Stundenhotels oder Videokabinen. Der Platz sollte nicht weit weg vom
Straßenstrich sein, damit mir in einer Notlage auch direkt meine Kolleginnen helfen können. Meist sind wir untereinander die ersten Helfer vor Ort.„ -
Nächtliche bzw. längere Öffnungszeiten in Anlaufstellen
Lonneke Schmidt-Bink, Leiterin des Frauentreff Olga auf der Berliner Kurfürstenstraße:
„Rückzugsorte sollten auch nachts beziehungsweise während den Arbeitszeiten geöf fnet sein. Wir schließen zum Beispiel um 20:00 Uhr und nach unserer Streetworkrunde sind im Notfall auf der Straße kaum Ansprechpartnerinnen vorhanden. Gemeinsam mit der Anlaufstelle Trans*sexworks haben wir über die Möglichkeit eines Nachtcafés oder Infopoints in den späten Abendstunden gesprochen. Für viele Frauen sind Verrichtungsorte ein wichtiges Thema für die Sicherheit beim Arbeiten. Die Mehrheit wünscht sich mehr Stundenhotels, Verrichtungsboxen und, ganz spezifisch für die Kurfürstenstraße, dass das Erotikkino LSD als Verrichtungsplatz erhalten bleibt.“ -
Ankopplung an Infrastruktur
Maike van Ackern, Leiterin der Beratungsstelle freiRaum in Essen:
„Wichtig wäre noch, dass der Straßenstrich an eine gute Infrastruktur angekoppelt ist – nicht abgelegen in einem Gewerbegebiet oder ähnlichem.„