Das „Nordische Modell“ verursacht eine Zunahme der Prostitution und Ausbeutung Minderjähriger
Seit 2016 gilt in Frankreich das sogenannte „Nordische Modell“. Bordelle, Vermietung von Arbeitsräumen und Vermittlung waren in Frankreich schon lange verboten. Mit dem Gesetz von 2016 wurde zusätzlich die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen unter Strafe gesetzt, aber gleichzeitig das Anwerben durch Sexarbeit, z.B. auf Straßen und in Parks, entkriminalisiert. Außerdem sollten Ausstiegshilfen ausgebaut werden.
Bisher scheint das Gesetz die gewünschte Wirkung nicht zu erreichen. Im Gegenteil.
Wir greifen hier nun einen besonders problematischen Punkt heraus. In einer offiziellen Studie des Justizministeriums von 2021 wurde eine Zunahme der Prostitution Minderjähriger verzeichnet. Dieser Tatbestand hält an.
Die Befunde aus Frankreich lassen sich, wie folgt, zusammenfassen:
1. In Frankreich ist eine Zunahme der Prostitution Minderjähriger zu verzeichnen.
Zitat aus dem Bericht der Arbeitsgruppe des Justizministeriums, die sich in den Jahren 2016 bis 2020 mit Minderjährigen in der Prostitution befasste:
„Die von allen Fachleuten, die von der Arbeitsgruppe angehört wurden, geteilte Feststellung ist, dass die Prostitution von Minderjährigen seit fünf Jahren stetig zunimmt. Alle Informationen, die in den acht Monaten des Bestehens der Gruppe gesammelt wurden, ermöglichen es heute, ein ziemlich genaues Bild der großen Tendenzen der Prostitution Minderjähriger in Frankreich heute zu zeichnen.“ (Quelle 1, S.39)
2. Zuhälterei und Menschenhandel Minderjähriger nehmen in Frankreich zu.
Minderjährige Opfer von Zuhälterei:
2016: 116
2017: 170
2018: 205
2019: 206
2020: 400
Innerhalb von fünf Jahren betrug der Anstieg somit mehr als 70%.
„Der ministerielle Statistikdienst für innere Sicherheit (SSMSI) hat anhand der Software zur Erstellung der Polizei- und Gendarmerie-Verfahren 400 minderjährige Opfer von Zuhälterei im Jahr 2020 gezählt, gegenüber 206 im Jahr 2019, 205 im Jahr 2018, 170 im Jahr 2017 und 116 im Jahr 2016. (Quelle 1, S. 39)
„Die Zentralstelle zur Bekämpfung des Menschenhandels (OCRTEH) verzeichnete im Jahr 2020 219 minderjährige Opfer von Zuhälterei, davon 206 mit französischer Staatsangehörigkeit, und 187 zivile Opfer von Zuhälterei. Diese Zahlen stammen aus den Aktivitäten der Polizei- und Gendarmerie-Dienste, die verpflichtet sind, das OCRTEH zu informieren, dies aber nicht immer tun. Daher haben sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Jahr 2014 waren nur 28 Opfer identifiziert worden. Der Anstieg beträgt somit + 682 % in sechs Jahren, wobei er von 2014 bis 2016 sehr stark ausfiel, was trotz der Unzulänglichkeiten der Erhebung eine Konvergenz der Tendenz widerspiegelt.“ (Quelle 1, S. 39)
Ebenfalls besorgniserregend ist die Zunahme des Menschenhandels im Bereich der sexuellen Ausbeutung mit Minderjährigen.
Hierzu besagt der jüngste offizielle Bericht des französischen Justizministeriums von 2022:
„Seit 2016 hat sich die Zahl der Opfer sexueller Ausbeutung von
minderjährigen Personen mit französischer Staatsangehörigkeit erhöht.“ (Quelle 2)
3. Betroffene wenden sich weniger an die Polizei.
Eine Studie von 2020 (Quelle 3) kam zum Schluss, dass nur 28% der Personen, die mit Beratungsstellen wegen Menschenhandel in Kontakt kamen, ihre Täter auch strafrechtlich verfolgen ließen.
Das „Nordische Modell“ in Frankreich löst also auch nicht das Problem der geringen Strafverfolgung.
Quellenverweise:
1) Bericht der Arbeitsgruppe zur Prostitution Minderjähriger des französischen Justizministeriums
https://solidarites.gouv.fr/rapport-du-groupe-de-travail-sur-la-prostitution-des-mineurs
2) Bericht des französichesn Justizministerium zu Handel und Ausbeutung von Menschen im Jahr 2022
https://www.justice.gouv.fr/documentation/etudes-et-statistiques/traite-lexploitation- etres-humains-2016-approche-donnees
3) Sourd, A., & Vacher, A., La traite des êtres humains en France. Profl des victimes suivies par les associations. en 2019, ONDRP, MIPROF, 2020 https://www.ihemi.fr/publications/autre/la-traite-des-etres-humains-en-france-profil-des-victimes-suivies-par-les-associations-en-2019
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