04.03.25 | EINE STUNDE EIN THEMA | Zusammenhänge zwischen Hurenstigma und Slutshaming
Unsere monatliche Online-Veranstaltungsreihe zu den gesellschaftlich und politisch am heißesten diskutierten Themen rund um Sexarbeit. Sexarbeiter*innen und Expert*innen aus relevanten Bereichen erklären, klären auf und diskutieren.
Datum: Dienstag den 04.03.2025
Uhrzeit: 17:00 bis 18:00 Uhr
Teilnahme: Offen für alle Interessierten! Wir laden insbesondere Mitarbeitende aus Verwaltung, Politik und Gesundheitswesen herzlich zur Teilnahme ein.
Preis: Kostenlos
Sprache: Deutsch
Veranstalter:
Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD e. V.) ist die größte Sexarbeitenden-Organisation Europas und hat als Ziel die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Beseitigung von Missständen und Entstigmatisierung.
Aufzeichnung und Materialien: Werden im Nachhinein hochgeladen auf dem BesD-YouTube-Kanal. Dort finden sich auch die Aufzeichnungen der ehemaligen EINE STUNDE / EIN THEMA Beiträge.
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INHALT
„Hure (ahd. huora, mhd. huore)“ so lässt der Wikipedia Artikel verlauten, „ist die deutsche, oft abwertende Bezeichnung für eine Prostituierte. In der Umgangssprache wird dieser Begriff auch für Frauen mit häufig wechselnden Sexualpartnern gebraucht.“
Aber einen Wikipedia Artikel braucht es bei Weitem nicht, damit Frau* weiß, dass sie meist beschimpft wird, wenn sie als Hure bezeichnet wird. Und dass sie keine echte Hure sein muss, um als solche beschimpft zu werden. Tatsächlich ist Hure eines der gängigsten Schimpfwörter mit dem Frauen*, mal mehr mal weniger akkurat in Abhängigkeit zu ihrem Sexualverhalten, menschlicher Wert abgesprochen wird. Denn Sexarbeits-/ Hurenstigma befeuert Frauenfeindlichkeit. Wie werden wir uns im März von Madame Kali und Barbara Lijaa’Maa im Zuge der eine Stunde ein Thema Veranstaltung zum feministischen Kampftag erzählt lassen.
REFERENT*INNEN
Madame Kali, Sexarbeiterin
Kali verfügt über eine Jahrelange Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen der Sexarbeit. Darüber hinaus gibt sie mittlerweile Workshops und Coachings zum Thema tantrische Berührung, BDSM, Paarberatung und mehr. Sie ist diplomierte Erziehungswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Theaterarbeit/Theaterpädagogik und schreibt passioniert auf ihrer Webseite:
„Die Hure galt (und gilt leider immer noch) als Negativfolie für die ehrbare Frau, der damit im übrigen der Weg zu einer frei und selbstbestimmt ausgelebten Sexualität erschwert wird. Wer will schon gerne wie „so eine“ sein, da ist es wieder, dieses unsägliche Hurenstigma. Die Diskriminierung von Sexarbeitenden dient lediglich als Mittel der sexuellen Unterdrückung aller Frauen.“
Und führt weiter aus: „„Du Hure!“ – einem Don Juan, selbst einem Marquis de Sade hätte man so etwas nicht gewagt zu sagen! „Wenn du dich anständig verhältst hast du ja nichts zu befürchten und wenn dir was passiert warst du eben nicht anständig! Du willst doch nicht ernsthaft in diesem kurzen Lederminirock…??““
Barbara Lijaa’Maa, Tantra Masseur*in und Aktivist*in bei Slutwalk München
Der Slutwalk ist eine intersektional-queerfeministische Gruppe, die sich aktiv gegen victim blaming und slutshaming, und für sexuelle Selbstbestimmung einsetzt. Denn Sexualität, vorwiegend die von weiblich gelesen Personen, unterliegt einer starken gesellschaftlichen Wertung. Wer viel Sex hat, ist eine „Schlampe“, wer keinen oder wenig Sex hat, ist „frigide“ oder „prüde“. Für männlich gelesene Personen gilt viel Sex als Statussymbol. Wenig bis keinen Sex zu haben als Zeichen von schwacher Männlichkeit. Ein gesellschaftlich korrektes Maß stellt scheinbar einzig und allein die monogame hetero Beziehung dar. Mitunter wird ein reges Sexualleben von FLINTA* als Legitimation für Übergriffe herangezogen „die Schlampe machts doch mit jedem, dann kann ich die auch haben!“. Dieser Gedanke macht das eigentliche Problem deutlich: nicht die Sexualität von FLINTA* gilt es zu reglementieren oder zu „schützen“. Vielmehr müssen Menschen, und zwar insbesondere Männer (gleich ob Partner, Liebhaber, Freier, …) lernen, die körperliche und sexuelle Integrität von FLINTA* zu akzeptieren und zu respektieren. Jede Person, gleich welchen Geschlechts, entscheidet für sich selbst, ob, wieviel und unter welchen Umständen und Voraussetzungen für sie Sexualität stattfindet.