15.07.25 | EINE STUNDE EIN THEMA | Sexarbeit als Care-Arbeit
Unsere monatliche Online-Veranstaltungsreihe zu den gesellschaftlich und politisch am heißesten diskutierten Themen rund um Sexarbeit. Sexarbeiter*innen und Expert*innen aus relevanten Bereichen erklären, klären auf und diskutieren.
Datum: Dienstag den 15.07.2025
Uhrzeit: 17:00 bis 18:00 Uhr
Teilnahme: Offen für alle Interessierten! Wir laden insbesondere Mitarbeitende aus Verwaltung, Politik und Gesundheitswesen herzlich zur Teilnahme ein.
Preis: Kostenlos
Sprache: Deutsch
Veranstalter:
Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD e. V.) ist die größte Sexarbeitenden-Organisation Europas und hat als Ziel die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Beseitigung von Missständen und Entstigmatisierung.
Aufzeichnung und Materialien: Werden im Nachhinein hochgeladen auf dem BesD-YouTube-Kanal. Dort finden sich auch die Aufzeichnungen der ehemaligen EINE STUNDE / EIN THEMA Beiträge.
INHALT
Sex kann auf sehr viele unterschiedliche Weisen gelebt und praktiziert werden. Das ist so beim privaten, wie auch beim beruflichen bzw. bezahlten Sex. Für viele Menschen ist Sex, als die sozialen Wesen die wir nun einmal sind, vor allem ein Mittel zum Zweck um Intimität und Nähe erleben zu können. Um sich angenommen und jemandem verbunden zu fühlen. Was aber, wenn das im eigenen Privatleben, aus welchen Gründen auch immer, nicht geht? Das menschliche Bedürfnis nach Nähe und Körperlichkeit bleibt bestehen. Und die Dienstleistungen einer sexarbeitenden Person in Anspruch zu nehmen, kann eine Lösung sein, um dieses zu befriedigen.
REFERENT*INNEN
Jay, Sexarbeiter*in
Jay fand vor über 5 Jahren aus Neugier den Weg in die Sexarbeit. Schnell erkannte sie, wie heilsam intime Begegnungen für ihre Gäste sein können. Inzwischen arbeitet sie explizit unterstützend: Als “Supportive Sexworker” eröffnet Jay Erlebnis- und Erfahrungsräume, in denen Menschen einfach sie selbst sein können. Abseits vom Leistungsdruck der Gesellschaft gemeinsam genießen, erkunden und erforschen, was Lust und Sexualität bedeuten – das ist für Jay längst zur Berufung geworden. Neben Aufklärungsarbeit auf ihrem YouTube Kanal ist sie deshalb in Ausbildung an der Akademie für Sexualtherapie und als S*EXPLORATIV COACH nach der Methode Kristina Marlen. So kann sie Menschen noch fundierter begleiten.
Hans Bader, Kunde
Hans Bader ist verheiratet, 62 Jahre alt und Jurist. Sein Berufsleben hat er im bayerischen Staatsdienst verbracht, wurde aber vor fünf Jahren, wegen schweren Depressionen und Angstzuständen, pensioniert. Nachdem auch seine Frau wegen einer psychischen Erkrankung erwerbsunfähig geworden ist, sind sie vor vier Jahren nach Spanien ausgewandert. Für Sexualität in all ihren Erscheinungsformen hat er sich schon immer sehr interessiert, auch wissenschaftlich neben dem Jurastudium.
Seine Frau und er können auf Grund ihrer schweren Erkrankung seit vielen Jahren keinen Sex mehr haben, und das belastet ihn sehr. Selbstbefriedigung war für ihn schon immer wichtig, aber seinen Hunger nach Körper- und Hautkontakt kann durch Masturbation nicht befriedigt werden. Deshalb hatte er hatte schon vor ein paar Jahren überlegt, sich mal mit einer Sexarbeiterin zu treffen, aber konkret wurde es erst, als seine Frau ihm vor einem Jahr sagte, sie fände es extrem wichtig, dass er sich Gutes tue, und gut für sich sorge. Und dass sie deswegen kein Problem damit hätte, wenn ich mich mit anderen Frauen treffen würde. Online fand er ein Escort in Deutschland , die einen ungeheuer sympathischen, sehr intelligenten und äußerst warmherzigen und offenen Eindruck gemacht hat. Mit ihr hat er sich inzwischen zweimal getroffen, und fand es einfach wunderbar. Penetrativer Sex hat dabei gar keine Rolle gespielt. Küssen, Zärtlichkeit und ausgiebiger Hautkontakt waren stattdessen die Priorität. Sein Traum ist, dass er sie dreimal im Jahr besuchen zu können. Die Fahrt nach Deutschland und das Honorar stellen im Blick auf seine geringe Pension allerdings eine finanzielle Herausforderung da. Aber wie seine Frau so schön sagte, als er ihr nach seiner Rückkehr von der Begegnung erzählt hat: „Ich glaube, das war eine sehr gute Investition!“