Liste bedeutender Organisationen GEGEN das Sexkaufverbot (Nordisches Modell)

Hier eine Auflistung der Organisationen, die sich gegen die Einführung eines Sexkaufverbotes oder nordischen Modells aussprechen.
Es handelt sich dabei ausschließlich um Institutionen, die über Expertise im Bereich Sexarbeit verfügen und sich von verschiedenen Seiten mit dem hochkomplexen Themenfeld beschäftigen.

Aktualisierung 02.05.2025


Gewerkschaft verdi

„Das Nordische Modell sieht ein Verbot vor, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen, und kriminalisiert dadurch ausschließlich die Kundschaft von Sexarbeiter*innen. Diese vermeintlich einfache Lösung würde jedoch die Arbeitsbedingungen der selbstbestimmten Sexarbeiter*innen erheblich verschlechtern. Den Sexarbeiter*innen wird nicht nur die Kundschaft genommen, sondern sie verlieren auch ihre sicheren Arbeitsplätze, denn Prostitutionsstätten sind verboten.“

https://frauen.verdi.de/download/verdiBundesfrauenrat_Position_Sexarbeit_2025.pdf

 

Deutscher Juristinnenbund

„ Eine Kriminalisierung des Sexkaufs suggeriert eine einfache und vor allem kostengünstige Lösung für komplexe Problemlagen und versperrt damit den Blick auf tatsächlich notwendige Maßnahmen, um die Situation von Sexarbeiter*innen zu verbessern.“

https://www.djb.de/presse/stellungnahmen/

 

Gewerkschaft der Polizei (GdP) – Frauengruppe (Bund)

„Erfahrungen aus dem Nordischen Modell zeigen auf, dass Prostitution nicht einfach verschwindet. Die Verlagerung der freiwilligen Sexarbeit in das kriminelle Milieu führt zum Abdriften dieses Phänomens ins „Dunkelfeld“ und erschwert die Verfolgung von schwersten Straftaten, zum Nachteil von Menschen, insbesondere Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Die vermeintliche Verhinderung von Menschenhandel und Zwangsprostitution kann auch eine Verschiebung der Nachfrage in die Digitalen Netze zur Folge haben“

https://www.gdp.de/stellungnahme-der-frauengruppe-der-gdp-zum-antrag-der-cdu-csu-prostitution


Deutsche Aidshilfe

„Internationale Studien und Erfahrungen in Ländern wie Schweden und Frankreich zeigen: Jede Form der Kriminalisierung von Prostitution schützt die Sexarbeiter_innen nicht, sondern erhöht das Risiko, dass sie Opfer von Gewalt oder anderen Straftaten werden und sich sexuell übertragbare Infektionen zuzuziehen.“

https://www.aidshilfe.de/sexkaufverbot-verhindern-unterstuetzung-statt-nordisches-modell

 

Deutscher Städtetag

„Sinnvoll und als Ziel wichtig ist, die Prostitution noch weiter ins „Hellfeld“ zu ziehen. Durch die Stärkung der Rechte der Sexarbeitenden und durch den Aufbau von Kommunikationsstrukturen, z. B. durch Runde Tische, kann eine weitergehende Transparenz im Prostitutionsmilieu erreicht werden. So kann zu Schutz und guten Arbeitsbedingungen für die Sexarbeitenden beigetragen werden. Zudem ist der Ausbau von Unterstützungsstrukturen sowie realistischer Aus- und Umstiegsmöglichkeiten nötig und wichtig umzusetzen..“

https://www.bundestag.de/resource/blob/20-13-123a.pdf

 

bufas e. V. (Bündnis d. Fachberatungsstellen f. Sexarbeiterinnen u. Sexarbeiter)

„… es wird häufig dargestellt, dass das Sexkaufverbot keine negativen Konsequenzen für Sexarbeiter*innen habe, oder deren Situation sogar noch verbessere. Dagegen positioniert sich der Bufas entschieden. Auch innerhalb Deutschlands hat man durch restriktive Verordnungen (…) nicht die Prostitution und die Nachfrage vor Ort verhindert, sondern lediglich bewirkt, dass die Arbeitsbedingungen sich verschlechtern und die Vulnerabilität durch Abhängigkeitsverhältnisse und Ausbeutung erhöht werden.“

http://www.bufas.net/stellungnahme-zu-den-politischen-forderungen-zur-einfuehrung-des-sexkaufverbots-in-deutschland/

 

Deutsches Institut für Menschenrechte

„Dieses sehr sichtbare und daher gut kontrollierbare Segment [der Straßenprostitution] wird weniger. Ob auch das gesamte Ausmaß von Prostitution durch ein Verbot abnimmt oder ob lediglich eine Verdrängung in andere, weniger sichtbare Bereiche der Prostitution stattfindet, ist umstritten. Aus menschenrechtlicher Perspektive entscheidender ist, dass diese Forschung deutlich unerwünschte Folgen einer Verbotslösung zeigt, nämlich ein erhöhtes Risiko sexuell übertragbarer Erkrankungen sowie von Gewalterfahrungen. Menschenhandel nimmt dadurch nicht ab.“

https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/publikationen/detail/prostitution-und-sexkaufverbot

 

Diakonie Deutschland

„Verbote verhindern weder Prostitution, noch dämmen sie ihre negativen Auswirkungen ein. Wo tatsächlich Zwang und Gewalt eine Rolle spielen, bieten Verbote keinen Schutz. Für die Wirksamkeit des Nordischen Modells gibt es keine sicheren Belege.“

https://www.diakonie.de/pressemeldungen/diakonie-fuer-mehr-unterstuetzung-statt-sexkaufverbot

 

Gesellschaft für Sexarbeits- und Prostitutionsforschung e. V.

„Als Forschungsgesellschaft mit langjähriger Expertise zu Sexarbeit und Prostitution lehnen wir solche strafrechtlichen und repressiven Maßnahmen ausdrücklich ab. Wissenschaftliche Studien weisen umfangreich nach, dass sie die Ausübung der Sexarbeit einschränken bzw. verdrängen und damit die Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeitenden verschlechtern“

https://gspf.info/GSPF-Stellungnahme-Anhoerung-23.-Sept-2024.pdf

 

Tauwetter e.V. – Bündnis aus Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt

„Behauptungen, dass ein Sexkaufverbot oder andere Einschränkungen wie die Kriminalisierung des Berufszweigs, Sexarbeiter*innen helfen würden, teilen wir nicht. Wo hat es jemals Menschen zu mehr Selbstbestimmung verholfen, wenn ihre Rechte eingeschränkt werden?“

https://www.tauwetter.de/Pressemitteilung_Sexarbeit_Fachberatungsstellen.pdf

 

Deutsche STI-Gesellschaft

„In Nordirland wurden Daten von der Queen’s University Belfast vor und nach der Einführung eines Sexkaufverbots erhoben und erlauben somit einen Vergleich. Nach Einführung des so genannten Sexkaufverbots waren weder eine Reduktion der Nachfrage noch der Anzahl von Sexarbeitenden zu beobachten; auch ein Einfluss auf die Zahlen von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung war nicht feststellbar.“

https://www.stiftung-gssg.org/wp-content/uploads/2021/03/Statement-DSTIG-Doku-3SAT_210322_GS.pdf

 

Amnesty International

erklärt, warum die Entkriminalisierung der Sexarbeit wichtig ist:

„Wenn nicht nur ihre Tätigkeit, sondern auch ihr Arbeitsumfeld entkriminalisiert ist, gibt das den oft marginalisierten und abhängigen Menschen im Sexgewerbe mehr Möglichkeiten, unabhängig zu arbeiten, sich zu organisieren und sich selber für ihre Rechte zu wehren.“

https://www.amnesty.ch/de/themen/frauenrechte/dok/2015/warum-amnesty-die-prostitution-entkriminalisieren-will

 

United Nations – UN-Menschenrechtsbüro

… es ist höchste Zeit, „dass sich die Menschenrechtsorganisationen mit der Diskriminierung, Marginalisierung und Stigmatisierung von Sexarbeiterinnen befassen, damit ihre Menschenrechte geschützt werden. Die Arbeitsgruppe schlägt eine vollständige Entkriminalisierung von freiwilliger Sexarbeit Erwachsener aus Menschenrechtsperspektive vor, da sie das größte Potenzial hat, die systembedingte Diskriminierung und Gewalt sowie die Straflosigkeit von Verletzungen der Rechte von Sexarbeitern zu bekämpfen.“ 

Übersetzung mit deepl

https://www.ohchr.org/en/special-procedures/wg-women-and-girls/eliminating-discrimination-against-sex-workers-and-securing-their-human-rights

 

TRANS*SEXWORKS

„Weltweit und natürlich auch in Deutschland engagieren sich Sexarbeiter*innen und
Prostituierte gegen die Kriminalisierung ihrer Arbeit. Ein Sexkaufverbot, wie es hier
von der CDU/CSU gefordert wird, ist eine Kriminalisierung unserer Arbeit und führt zu einer Verschlechterung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen“

https://www.bundestag.de/resource/blob/1017866/e06197735db87f190cc0d91288bbeb88/20-13-124n.pdf

 

LSVD – Lesben- und Schwulenverband Deutschland

Sexarbeit ist gesellschaftliche Realität, umfasst ein breites Spektrum sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und kann für LSBTIQ* eine Möglichkeit zur selbstbestimmten Arbeit sein. Für queere Sexarbeiter*innen kommen neben diversen Diskriminierungsdimensionen besondere Bedarfe dazu. Der LSVD formuliert Forderungen an Politik und Zivilgesellschaft, um die Diversität innerhalb des Arbeitsfeldes auch inhaltlich in Politik und Unterstützungsstrukturen abzubilden.

https://www.lsvd.de/de/ct/8830-beschluss-sexarbeit-selbstbestimmung-statt-stigma

Ban Ying e. V. – Koordinations- und Beratungsstelle gegen Menschenhandel

Livia Valensise:

Zielführender ist es, Sexarbeiter*innen selber als Alliierte im Kampf gegen Ausbeutung und Menschenhandel anzuerkennen und sie an der politischen Debatte zu beteiligen. Und denjenigen, die Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung wurden, müssen Entschädigungen und realer Schutz geboten werden – unabhängig davon, ob sie als Zeug*innen in einem Strafverfahren aussagen oder eine gültige Aufenthaltserlaubnis in Deutschland besitzen.

https://www.ban-ying.de/advocacy/aktuelles-offener-brief

 

Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Köln (SkF)

„Mit der Forderung nach Einführung des Nordischen Modells verbindet sich die Hoffnung, dass Prostitution als gesellschaftliche Realität aus der öffentlichen Wahrnehmung und dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden möge.

Selbst die Befürworter*innen des Nordischen Modells streiten nicht ab, dass Prostitution weiterhin stattfindet, sie hoffen vielmehr auf einen breiten Wandel der Gesellschaft, in der Prostitution stigmatisiert ist. Weil es sich in diesem Diskurs aber verbietet, die weiblichen Opfer zu stigmatisieren, muss sich der Blick auf das Prostitutionsgeschehen verengen.“

https://www.skf-koeln.de/aktuelles/Nein-zum-Nordischen-Modell/

 

Dortmunder Mitternachtsmission e. V.

Beratungsstelle für Prostituierte, Ehemalige und Opfer von Menschenhandel

Andrea Hitzke, Leiterin:

„Eine repressive Gesetzgebung würde das Vertrauensverhältnis der Prostituierten zu den Anlaufstellen zerstören und so den Zugang zum Hilfesystem drastisch erschweren. Statt einer Zerschlagung brauchen wir den Ausbau des etablierten Hilfesystems. Ziel der sozialen Arbeit muss stets sein, Selbstbestimmung und Selbstbehauptung zu stärken.“

https://www.aidshilfe.de/meldung/fachwelt-warnt-sexkaufverbot

 

Ev. Frauenhilfe in Westfalen e.V

Trägerin von drei Frauenberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel und Prostitution

Pfarrerin Birgit Reiche:

„Ein Sexkaufverbot wird Sexarbeitenden aus marginalisierten Gruppen nicht helfen. Stattdessen sollte die Politik Maßnahmen ergreifen, die subsidiäre Hilfe bieten, wie den Ausbau von Fachberatungsstellen oder den leichteren Zugang zur Gesundheitsversorgung.“

https://www.bundestag.de/resource/blob/120-13-124l.pdf

 

Sex, Work, Law and Society Collaborative Research Network

Internationales Netzwerk von Forschenden im Bereich Sexarbeit, Recht und Menschenhandel

„Im Januar legte die UN-Arbeitsgruppe zur Diskriminierung von Frauen und Mädchen (2024) dem Menschenrechtsrat einen Bericht über die „Beseitigung der Diskriminierung von Sexarbeitern und die Sicherung ihrer Menschenrechte“ vor. In ihrem Bericht stellte sie fest, dass  die Kriminalisierung von Kunden „problematische Auswirkungen auf die Menschenrechte hat““

https://www.bundestag.de/blob/20-13-124u.pdf