Stellungnahme Berufsverband zur Ukraine: Unterstützung für geflüchtete Sexarbeitende und Schutz vor Ausbeutung

Aufgrund des Kriegs in der Ukraine sind bereits über zweieinhalb Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Die Solidarität und das Engagement aus der Zivilgesellschaft ist derzeit groß und Geflüchteten und Flüchtenden aus der Ukraine wird Unterstützung und Schutz in Deutschland gewährt.

Auch Sexarbeitende fliehen derzeit aus der Ukraine nach Deutschland. 

Sexarbeit ist in der Ukraine illegal und wird stark stigmatisiert, Sexarbeitende leben dadurch zumeist bereits unter prekären Bedingungen.  Betreffende sind aufgrund des Kriegs und der Notwendigkeit zur Flucht daher noch stärker als ohnehin bedroht. Geflüchtete und auch migrantische Sexarbeitende, insbesondere aus Ländern in denen die Tätigkeit in der Sexarbeit kriminalisiert wird oder verboten ist, sind als besonders unterstützungsbedürftig einzustufen.

Wir benötigen verstärkte finanzielle und personelle Unterstützung für Fachberatungsstellen, Projekte und Initiativen für Sexarbeitende, um geflüchtete oder auch migrantische Sexarbeitende – aus der Ukraine und aus anderen Ländern – adäquat betreuen, beraten und unterstützen zu können.

Sexarbeitende, die nach Deutschland kommen, benötigen Wissen über die hiesige Rechtslage und auf Wunsch Unterstützung und Betreuung – niedrigschwellig und anonym. Dies gilt unabhängig davon ob sie in Deutschland weiter der Sexarbeit oder einer anderen Tätigkeit nachgehen wollen.

Menschen aus der Ukraine wurde es bereits unbürokratisch möglich gemacht, dass sie hier arbeiten dürfen. Auch eine selbstständige Tätigkeit ist möglich, in der Sexarbeitende hierzulande in der Regel arbeiten. Mehr dazu liest du hier.

Informationen über die Rechte, die Sexarbeitende in Deutschland gegenüber Arbeitgeber*innen und Kund*innen haben, sowie die Rahmenbedingungen für eine möglichst sichere Sexarbeit in Deutschland, müssen flächendeckend zur Verfügung gestellt werden.

Auch Projekte und Initiativen gegen Menschenhandel und gegen sexuelle Ausbeutung brauchen dringend Unterstützung. Betroffenen oder gefährdeten Menschen muss der Zugriff auf Information, Schutz und Beratung anonym und niedrigschwellig möglich gemacht werden –  unabhängig davon ob es sich um Sexarbeitende handelt und unabhängig davon ob sie im Besitz eines ukrainischen Passes sind.

Es gilt unbedingt zu verhindern, dass flüchtende oder geflüchtete Menschen aus der Ukraine – egal welcher Tätigkeit sie in der Ukraine nachgegangen sind –  sexueller Ausbeutung oder Menschenhandel zum Opfer fallen und durch List oder mit Gewalt in Ausbeutungsverhältnisse gedrängt werden.


Weiterlesen:

-> Ukraine: Sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel gemeinsam bekämpfen
-> Ukraine: Hilfe für Sexarbeitende vor Ort und auf der Flucht
-> Übersichtsseite der AIDS-Hilfe für Geflüchtete
-> kok – Geflüchtete aus der Ukraine vor Menschenhandel und Ausbeutung schützen
-> Empfehlungen der OSZE zur Eindämmung von Risiken des Menschenhandels als Folge des Krieges in der Ukraine
-> Kommentar: Geraten Ukraine-Geflüchtete in Deutschland in die Zwangprostitution?