19.11.24 | EINE STUNDE EIN THEMA | Trans* sein in der Sexarbeit
Unsere monatliche Online-Veranstaltungsreihe zu den gesellschaftlich und politisch am heißesten diskutierten Themen rund um Sexarbeit. Sexarbeiter*innen und Expert*innen aus relevanten Bereichen erklären, klären auf und diskutieren.
Datum: Dienstag den 19.11.2024
Uhrzeit: 16:00 bis 17:00 Uhr
Teilnahme: Offen für alle Interessierten! Wir laden insbesondere Mitarbeitende aus Verwaltung, Politik und Gesundheitswesen herzlich zur Teilnahme ein.
Preis: Kostenlos
Sprache: Deutsch
Veranstalter:
Der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD e. V.) ist die größte Sexarbeitenden-Organisation Europas und hat als Ziel die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Beseitigung von Missständen und Entstigmatisierung.
Aufzeichnung und Materialien: Werden im Nachhinein hochgeladen auf dem BesD-YouTube-Kanal. Dort finden sich auch die Aufzeichnungen der ehemaligen EINE STUNDE / EIN THEMA Beiträge.
INHALT
Trans* sein in der Sexarbeit ist einerseits von Klischees geprägt, andererseits von verletzender bis hinzu diskriminierender Unwissenheit Anderen. Und zwar nicht nur von nicht-Sexarbeiter*innen, sondern auch innerhalb der Sexarbeiter*innen bzw. Sexarbeiter*innen unterstützenden Community. Aber was bedeutet es eigentlich konkret im (Arbeits-)Alltag für Trans* Sexarbeiter*innen Trans* zu sein, und in der Sexarbeit tätig? Beeinflusst ihr Trans* sein ihre Arbeit als Sexarbeiter*in, und wenn ja wie? Was sind ihre Erfahrungen als Trans* Personen in Anlaufstellen für Sexarbeiter*innen und unter anderen Sexarbeiter*innen wie z.B. Fachberatungsstellen, gesundheitliche Beratung, Anmeldung, Peer to Peer Beratung, und der eigenen Sexarbeiter*innen Community? Und was bräuchte es um diese Erfahrungen zu verbessern und Trans* Personen mehr auf dem Schirm zu haben als Teil der Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind.
REFERENT*INNEN
Caspar Tate, Projektkoordinator bei Trans*Sexworks
Caspar Tate ist seit 5 Jahren bei Trans*Sexworks aktiv und macht dort mittlerweile die Projektkoordination. Er engagiert sich als Trans- und Sexarbeitsaktivist und arbeitet zudem viel zum Thema HIV/STIs und PrEP/PEP in der Sexarbeitscommunity.
Lola Anders, trans* und Sexarbeiterin
Lola Anders ist 42 Jahre alt und arbeitet seit 2023 regelmäßig in verschiedenen Bereichen der Sexarbeit. Angefangen in der Autoprostitution, empfängt sie heute Gäste hauptsächlich in Arbeitswohnungen oder im Laufhaus. Daneben bietet sie Hotel besuche als Independentescort an und versucht sich in Contentbereich mit kleinen Porno-Produktionen und Webcam.
Sie ist trans* und hat mit ihrer Genderidentität sowohl verschiedensten Erfahrungen mit Kunden und Gästen gemacht, als auch spezielle Erfahrungen bei Behörden und Gesundheitsämtern, da trans* sein in diesen immer noch nicht zum Alltag gehört. Im politischen Bereich nimmt sie in Gesprächen oft wahr, dass trans* Sexarbeit, ähnlich wie männliche Sexarbeit, verschwiegen wird. Oder aber nur im Bereich der Beschaffungs- und Armutsprostitution vermutet wird. Generell wird trans* Frauen oft eine funktionale Sexualität abgesprochen was zu den verschiedensten Denkgebäuden auch in Bezug auf Sexarbeit führt.
Wenn Sie nicht in der Sexarbeit tätig ist berät sie Ehrenamtlich trans* Personen in allen Bereichen der Transition und macht sich als Aktivistin stark für trans* und queere Rechte. Daneben arbeitet sie Stundenweise in der Verwaltung einer queeren NGO.
Lucien Lafayette, trans*, Mastress of Queerdom und BDSM-Escort
Lucien arbeitet in allerlei Formen von BDSM, Fetisch und Genderplay, und schreibt über sich: Ich persönlich bin Agender, aber respektiere es wenn andere Menschen mich irgendeinem Gender zuordnen. Ob meine Kunden mich nun „Herr“ oder „Herrin“ nennen, macht für mich keinen großen Unterschied. Und wenn sie gefickt oder gefoltert werden, sind sich die Geschlechter ziemlich ähnlich.Trans*sein hat in jedem Job und auf jedem Markt seine typischen Nachteile wie Ausgrenzung oder Unanschlussfähigkeit aufgrund von Minderheitentum und Neuheit. Auch in der Sexarbeit findet sich dieses Prinzip. Es gibt keine bestehenden Strukturen in die man reinpasst und daher läuft der Laden nicht so gut. Dafür hat in der Sexarbeit aber den Vorteil das Trans*Sein monetarisieren zu können. Viele Formen von Trans*Sein sind Seltenheiten die sich gut verkaufen.
Von der Politik wahrgenommen fühle ich mich null. Ich bin so eine mini-Minderheit, dass mich das auch nicht wundert. Trotzdem muss jede Gesetzgebung auch auf mich angewandt werden und sollte daher im Einzelfall auch auf mich passen. Aber Vieles von dem was mich betrifft gehört zum Oberthema Menschen-mit-Schwanz-in-der-Sexarbeit. Und das sind incl. mir schon sehr Viele im Vergleich dazu wie wenig sie gesehen werden. Das Prinzip „sexarbeitende ‚Männer*'“ steht in krasser Unvereinbarkeit zu Konzepten wie dem Hurenstigma oder dem cis-binären-Weltbild, ist aber trotzdem ein Teil dieser Welt, der Beachtung verdient hat.